Die Geschichte des Tees

Europa

Während der Tee in China und Japan damals bereits auf einem hohen Entwicklungsstand war, verbreiteten sich erste Informationen über dieses bis dato unbekannte Getränk in Europa erst im zehnten Jahrhundert. Venedig begann damals im Handel mit vielen östlichen Ländern erfolgreich zu werden und zu Beginn des 13 Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zu einem Handelsmonopol mit dieser Region. Teile des Reichtums von Venedig kamen durch den Handel mit exotischen Gewürzen aus dem Osten, die in Alexandria gekauft und dann an nord- oder westeuropäische Abnehmer verkauft wurde. Die ersten europäischen Aufzeichnungen, in denen Tee erwähnt wurde, sind aus dem Jahr 1559 aus dem Buch 'Delle Navigatione et Viaggi' (Seefahrt und Reisen) von Giambattista Ramusio (1485 - 1557), wo der Tee als "Chai Catai" (Tee aus China) bezeichnet wird. Einige Karawanenführer hatten den Tee bereits vorher erwähnt, jedoch waren die Details und die Beschreibungen undeutlich (Eine Version beschrieb den Teekonsum so, dass die Teeblätter gekocht, gesalzen, gebuttert und dann gegessen werden sollten!)

Die Geschichte des Tees: Großbritannien

Großbritannien war die letzte der drei großen Seefahrernationen, die im Handel mit China und Indien Fuß fasste. Die ersten Tee-Lieferungen erreichten England zwischen 1652 und 1654. Tee wurde innerhalb kürzester Zeit zum neuen Nationalgetränk und löste damit das Bier ab. R. L. Wickham, der für die Agentur 'English East India Company' in Firando, Japan, verantwortlich war, war der erste Engländer, der von Tee sprach. In einem Brief vom 27 Juni 1615 schrieb Wickham an einen Mitarbeiter der Agentur in Macao: "Ich bitte Sie demütigst mir eine Kanne des besten 'Chaw' zu besorgen". Dies war wohl die erste englische Version des chinesischen 'Ch'a' (Tee). König Charles II hatte während seines Exils die portugiesische Infanta Catherine de Braganza geheiratet (1662) und Charles selber war in der niederländischen Hauptstadt aufgewachsen. Er und seine portugiesische Braut waren daher beide eingeschworene Teetrinker und nachdem die Monarchie wiederhergestellt war, brachten die beiden Herrscher die fremde Teetradition mit ihnen nach England.

Gesellschaftliche Veränderungen

Vor der Einführung des Tees in Großbritannien, kannten die Engländer nur zwei Hauptmahlzeiten am Tag - Frühstück und Abendbrot. Frühstück bedeutete Bier, Brot und Rindfleisch. Das Abendbrot war ein langes, üppiges Mahl am Ende des Tages. Anna, Herzogin von Bedford (1788 - 1861), eine von Königin Victorias Hofdamen, erlebte täglich am späten Nachmittag ein "flaues Gefühl". Also gewöhnte sie sich den europäischen Teekonsum an und lud Freunde zum täglichen Teegenuss um fünf Uhr nachmittags in ihre Gemächer im Belvoir Castle ein. Zum Tee wurden kleine Kuchen, Sandwiches und Süßigkeiten serviert. Nachdem sie wieder nach London zurückgekehrt war, führte sie diese neue Angewohnheit einfach fort und versandte Einladungen an ihre Freunde, um sie zum "Tee und Spazierengehen" einzuladen. (Zu diesem Zeitpunkt gab es innerhalb Londons noch große, offene Wiesen.) Die beliebte Gepflogenheit, Freunde zum nachmittäglichen Tee einzuladen, verbreitete sich schnell unter den vielen Gastgeberinnen. Ein gemeinsames Verhaltensmuster entstand schon bald. Die erste Kanne Tee wurde in der Küche vorbereitet und dann zur Dame des Hauses gebracht, die mit ihren Gästen inmitten von chinesischem Porzellan wartete. Der Tee für die erste Kanne wurde dann mithilfe einer zweiten Kanne (für gewöhnlich aus Silber) warmgehalten, welche wiederum über einer kleinen Flamme erhitzt wurde. Speisen und Tee wurden dann zwischen den Gästen weitergereicht, wobei die Unterhaltungen der Hauptgrund der Besuche waren.

Teegärten

Nachdem sie bei den Holländern die "Gartentavernen" kennengelernt hatten, entwickelten die Engländer die Idee des Teegartens. Hier konnten die Ladies und Gentlemen ihren Tee im Freien genießen, umgeben von Unterhaltungsmöglichkeiten wie Orchestern, verborgenen Gartenlauben, geblümten Wegen, Rasenplätzen für Bowling, Konzerten, Spielen oder Feuerwerken zur späteren Stunde. Es war in einem dieser Teegärten, in dem Lord Nelson, welcher Napoleon auf See besiegt hatte, die Liebe seines Lebens kennenlernte - Emma Hamilton. Hier war es den Frauen zum ersten Mal erlaubt, öffentlichen Versammlungen beizuwohnen, ohne von der Gesellschaft kritisiert zu werden. Da diese Gärten für jeden zugänglich waren, vermischte sich die britische Gesellschaft hier zum ersten Mal und überschritt die Grenzen der bestehenden Klassen. Von den Teegärten kam dann die Idee des Tanztees, der in England bis zu Beginn des zweiten Weltkriegs modern war. Das Trinkgeld entstand ebenfalls in den britischen Teegärten, auf diese Weise wurde guter Service belohnt. Kleine hölzerne Kästchen wurden auf den Tischen in den Gärten verteilt. Auf jedes Kästchen waren die Buchstaben "T.I.P.S." geschrieben, was für "To Insure Prompt Service" stand (Um schnellen Service zu versichern). Wenn ein Gast nun besonders schnellen Service wünschte (damit der Tee aus der oft weit entfernten Küche trotzdem heiß zu ihm gelangt), warf er eine Münze in das Kästchen vor ihm, um einen schnelleren Service zu erhalten. So entstand der Brauch des Trinkgeldgebens.

Teeläden

Im Jahr 1864 überredete die Geschäftsführerin der London Bridge Filiale eines Brotladens ihre Vorgesetzten, den Kunden im Laden Speisen und Getränke servieren zu dürfen. Sie verteilte Tee an ihre bevorzugten Kunden und lockte so eine Menge neuer Kunden an, die eben diesen Service forderten. Sie erschuf auf diesem Wege nicht nur unwissentlich den Trend für Teeläden, sondern auch eine Grundlage für die Emanzipation der Frau, da eine Dame ohne Begleitung nun ihre Freunde in einem Teeladen treffen konnte, ohne sich Gedanken über einen schlechten Ruf machen zu müssen. Die Teeläden verteilten sich in ganz England und wurden zu einer Tradition wie der Tee selbst: sogar heute, trotz der Fülle an Fastfood und Getränkeläden, bleibt diese Tradition bestehen und lockt jede Menge Engländer und auch Touristen an.

Tee Lady

Die Tradition der "Tee Lady" wurde im Jahr 1666 von einer Frau Harris eingeführt, der Ehefrau eines Haushälters bei der East India Company. Sie bereitete den Tee für die Meetings der Geschäftsführer vor; so legte sie den Grundstein für eine Tradition, die mehr als 300 Jahre andauern sollte. 

Tanztee

Während sich die Mode für Teeläden und Teestuben verbreitete, wurde der Tanztee wiederentdeckt, der zu Beginn der Teegärten sehr beliebt gewesen war. Tanzen war ein Teil der Festlichkeiten, so entstand durch die Teegärten die Idee des Tanztees. Dieser blieb bis zu Beginn des zweiten Weltkriegs ein schicker Zeitvertreib für das gesamte Volk. Danach erlaubten die Umstände solche Spielereien nicht mehr und der Tanztee verschwand vollkommen aus dem sozialen Leben.

Indischer Tee

Tee wird in Indien bereits seit Jahrhunderten konsumiert, allerdings begann die Vermarktung erst im Jahr 1817, als die Brüder Robert und Charles Bruce mit dem Teeanbau in Indien begannen. Im Jahr 1835 eröffneten sie ihre erste Teefirma, die Assam Tea Company. 1839 wurde der erste indische Tee aus Assam nach England geliefert. Daraufhin folgten schnell verschiedene Tees aus Darjeeling, Cachar und Sylhet. Da der Tee ein Produkt aus einer britischen Kolonie war, wurden keine Steuern auf indischen Tee erhoben, daher waren diese Teesorten erschwinglicher als die chinesische Auswahl. Britische Ansiedler pflanzten bald Tee in Ceylon an, zum Ende des Jahrhunderts war Ceylon dann der größte Tee-Lieferant für das britische Reich. Während der Tee immer günstiger wurde, wurden die britischen Teekannen immer größer.

China

Der legendäre Tee ist fast 5.000 Jahre alt und wurde laut Legende im Jahr 2737 v. Chr. vom Kaiser Shen Nung entdeckt. Shen Nung war ein Naturheilkundler, geschickter Herrscher, kreativer Forscher und Kunstmäzen. Er wurde "Der Göttliche Heiler" genannt. Eines Tages im Sommer, als er zu einem entfernten Teil seines Reiches reiste, hielten er und seine Mitreisenden an um zu pausieren. Die Diener begannen Wasser für die Reisenden zum Trinken zu kochen, wie es damals Brauch war. Getrocknete Blätter der nahegelegenen Büsche fielen in das kochende Wasser und es verfärbte sich bräunlich. Als Forscher war der Kaiser an der neuen Flüssigkeit interessiert, also trank er davon und empfand es als sehr erfrischend. Laut Legende wurde so der Tee erfunden. Das medizinischen Buch 'Pen Tsao', welches Shen Nung zugeschrieben wird, enthält Absätze über Tee, die behaupten, dass dieser 'gut gegen Tumore oder Abszesse am Kopf und gegen Blasenleiden sei. Tee sei gut gegen Schleimbildung und Entzündungen der Brust. Er lösche Durst und verringere Müdigkeit. Er erfreue und beglücke das Herz.'

Japan

Eine Legende besagt, dass der buddhistische Heilige Bodhidharma bei der Meditation so sehr mit der Müdigkeit kämpfte, dass er seine Augenlider abriss und auf den Boden warf. Aus diesen wuchsen Wurzeln und eine Teepflanze entstand. Dies erklärt den belebenden Effekt von Tee und die Form der Teeblätter, die an Augenlider erinnert.

Definitionen

Chanoyu - Teezeremonie Chaji - eine formale Teepräsentation mit einer Mahlzeit. Beinhaltet hochstrukturierte Rituale der Zusammenkunft, das Servieren einer Mahlzeit in verschiedenen Gängen, eine Unterbrechung in einem Garten, eine festliche, mächtige Teezeremonie gefolgt von einer weniger festlichen Teezeremonie. Chakai - formloser Tee, der mit einer kleinen Mahlzeit und Süßigkeiten serviert wird. Chaji kann zwischen drei und fünf Stunden dauern, für gewöhnlich mit höchstens fünf Gästen. Bei der Chakai Teezeremonie können so viele Gäste anwesend sein, wie der Gastgeber möchte. Beide Zeremonien haben den gleichen Zweck, nur die "Qualität" ist unterschiedlich, sowie die Anzahl an ritualisierten Abläufen.

Chado (Der Weg des Tees)

Chado erlebte seinen Höhepunkt während des 16ten Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Künstler Sen Rikyu (1522 - 1591). Die Teezeremonie bot einen Ort und eine Praktik, um die Schönheit im normalen Leben zu erkennen. Der ästhetische Charakter der Zeremonie wurde als Wabi definiert, eine rustikale, einfache Eigenschaft - eine Feier zugunsten der einfachen Aspekte des Lebens.

USA

Peter Stuyvesant brachte 1650 den ersten Tee nach Amerika zu den Ansiedlern der holländischen Siedlung von New Amsterdam (später von den Engländern in New York umbenannt). Die Ansiedler hier waren eingeschworene Teetrinker und als die Engländer die Kolonie übernahmen bemerkten sie, dass die kleine Siedlung zu dem Zeitpunkt mehr Tee konsumierte als ganz England. Im Jahr 1720 war Tee allgemein als Handelsware zwischen der Kolonie und dem Mutterland akzeptiert worden. Besonders bei den Frauen der Kolonie war er beliebt, ein Faktor der später für eine große politische Entscheidung Englands sorgen sollte. Der Teehandel zentrierte sich auf Boston, New York und Philadelphia, die zukünftigen Mittelpunkte der amerikanischen Aufstände. Da Tee bereits damals stark besteuert war, wurden große Mengen Tee von freiheitlich denkenden amerikanischen Händlern von weiter entfernten Häfen in die Kolonien geschmuggelt, so wurden auch die Teesorten der Indianer eingeführt. Die Leiter der East India Company waren wutentbrannt, als sie zusahen, wie ihre Gewinne zurückgingen. Sie übten Druck auf das Parlament aus, um etwas gegen den Schmuggel zu unternehmen. Es dauerte nicht lange, bis dagegen vorgegangen wurde.

Der Tee und die amerikanische Revolution

England hatte kürzlich den Franzosen- und Indianerkrieg beendet und, aus Englands Sicht, gekämpft um die Kolonie vom französischen Einfluss zu befreien und den Handel zu stabilisieren. Das Parlament entschied daher, dass die Ansiedler einen Großteil der Kosten tragen sollten. Charles Townshend führte die ersten Steuermaßnahmen ein, die heute unter seinem Namen bekannt sind. Im Juni 1767 wurde die Tee-Steuer zum Wendepunkt für Amerikas Verlangen nach Freiheit. (Townshend starb drei Monate später an Fieber und erfuhr nie, dass seine Steuermaßnahmen eine freie Nation ermöglichten.) Die Ansiedler rebellierten und kauften öffentlich importierten Tee, hauptsächlich holländischer Herkunft. Die Gewinne der East India Company gingen weiter zurück, obwohl sich diese bereits vorher in finanziellen Schwierigkeiten befunden hatte. 1773 fusionierte die John Company mit der East India Company um strukturelle Stabilität zu erlangen. Daraufhin baten sie das Königshaus um Hilfe. Der neue Lord des Schatzamtes, Lord North, gestattete daraufhin der neuen Firma laut dem Tea Act von 1773, ihren Tee direkt an die Ansiedler zu verkaufen, und dabei die Händler zu umgehen, um den Preis zu senken. England setze bei dieser Strategie auf die allseits bekannte Vorliebe der amerikanischen Frauen für Tee. Hierbei hatte sich England allerdings verkalkuliert. Die Frauen in den Kolonien riefen öffentlich dazu auf, den englischen Tee zu boykottieren bis ihre freien Rechte (und die ihrer im Handel tätigen Ehemänner) wiederhergestellt waren.

Die Boston Tea Party

Am 16 Dezember 1773 gingen 50 Mitglieder der politischen Gruppe 'The Sons of Liberty' an Bord von 3 Schiffen im Hafen von Boston. Einige waren, nicht sehr überzeugend, als Mohawk Indianer verkleidet. Ganz ruhig und ordentlich warfen sie Darjeeling im Wert von 9.659 Sterling in das Meer. Die ursprüngliche Rechtfertigung für die Besteuerung waren die Kosten für den Franzosen- und Indianerkrieg gewesen. Dieses Ereignis wird 'The Boston Tea Party' genannt. England hatte nun die Nase voll. Als Reaktion darauf wurde der Hafen von Boston geschlossen und die Stadt von königlichen Truppen besetzt. Die Anführer der Kolonien trafen sich und begannen die Revolution. Die ersten drei amerikanischen Millionäre wurden reich durch den Tee-Handel mit China; Thomas Handasyd Perkins (1764 - 1854) aus Boston, Stephen Girard aus Philadelphia und John Jacob Astor aus New York. Amerika begann nach der Revolution 1789 den direkten Handel mit China. Gegen Amerikas neuere, schnellere Schiffe konnten die schweren englischen "Tee Wagons" nicht mithalten, obwohl diese bis dahin den Handel beherrscht hatten. Dieser Umstand zwang die englische Navy dazu, ihre Flotte aufzurüsten.